Du meinst wahrscheinlich die deutschsprachige Zusammenfassung von Dr. med. Susanne Nährig zum ECFS-Kongress-Symposium "Women's health: issues and treatment" auf
http://www.chiron-germany.de/mukoviszidose/kongressberichte/ecfs2004_01.htm.
Geht wahrscheinlich auch Jungs was an
Wer Probleme hat, dem Link zu folgen:
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Symposium: Women's health: issues and treatment
Moderation: M. Dodd (UK)
Zusammenfassung von:
Dr. med. Susanne Nährig
Mukoviszidose-Zentrum für Erwachsene,
LMU, 80336 München
In diesem Seminar behandelten drei Vorträge die immer noch viel zu wenig beachtete Problematik der Harninkontinenz bei Patient(innen) mit Mukoviszidose. Mit Harninkontinenz wird jeglicher unbeabsichtigter Harnabgang bezeichnet. Meistens handelt es sich um eine Stressinkontinenz, eher seltener um eine Dranginkontinenz.
Im ersten Vortrag berichtete M. Sherburn von der Physiotherapeutenschule in Melbourne (Australien) über die Ergebnisse aus australischen Studien zur Interaktion der Bauch- und Beckenbodenmuskulatur und dem daraus entstehenden Zusammenhang zwischen Husten und Inkontinenz. 67% der Patienten hatten eine Stressinkontinenz, verglichen mit 59,1% bei Patienten mit COPD bzw. 26,5% der Kontrollpersonen. Die meisten (85%) CF-Patienten empfanden die Inkontinenz als nicht sehr belastend, da die pulmonale Symptomatik im Vordergrund steht. Gegenüber gesunden Kontrollpersonen gibt es keinen Unterschied bezüglich der Höhe und des zeitlichen Ablaufes des EMG-Ausschlages. Allerdings konnte mittels Ultraschalluntersuchungen gezeigt werden, dass sich bei CF-Patientinnen während des Hustens die Beckenbodenmuskulatur stärker kontrahiert. Ferner ergaben Videoaufnahmen der Bauch- und Beckenbodenmuskulatur während eines Hustenvorganges, dass CF-Patientinnen auch die Bauchmuskulatur beim Husten einsetzen. Für die Praxis empfiehlt Frau Sherburn, den CF-Patientinnen frühzeitig beim Husten eine aufrechte Sitzposition zur Erleichterung des Zusammenspiels der schrägen Bauch- mit der Beckenbodenmuskulatur, sowie eine Unterstützung des Schultergürtels (z.B. durch Aufstützen der Ellenbogen auf die Oberschenkel), beizubringen. Ferner habe sich gezeigt, dass eine bewusste Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur vor einem Hustenmanöver die Zahl der Inkontinenz-Ereignisse deutlich senken könne.
M. van Nylen aus Brüssel ging auf die Schwierigkeiten der Physiotherapie bei Harninkontinenz ein. Meistens kommen die Patientinnen erst, wenn die Inkontinenz schon lange Zeit vorgelegen und deutlich an Schwere zugenommen hat. Damit die Übungen des Beckenbodens einen dauerhaften Effekt haben, müsse man sie allerdings regelmäßig wiederholen. Ferner gibt es auch noch andere Ursachen für die Inkontinenz, wie z.B. ein erniedrigter Druck in der Urethra, eine ungenügende Muskelmasse der Beckenbodenmuskulatur, eine gestörte Innervation sowie eine gestörte anatomische Beziehung zwischen der Beckenbodenfaszie und der Blase. In Zukunft werde es hoffentlich gelingen, den hauptsächlich auslösenden Faktor der Inkontinenz herauszufinden und die Therapie darauf abzustimmen.
Dr. A. Prasad aus London (UK) berichtete über die Harninkontinenz bei Kindern. Bevor die Diagnose der Stressinkontinenz gestellt wird, sollten andere Faktoren ausgeschlossen werden (wie z.B. angeborene, erworbene, spinale Ursachen, Harnwegsinfekte). Die Diagnostik ist aber bereits für Erwachsene unangenehm und wird deshalb auch von Kindern häufig abgelehnt. Bei gesunden Kindern liegt die Prävalenz der Inkontinenz tags und nachts je bei 8%, wobei Mädchen häufiger betroffen sind. Bei CF-Kindern ist die Prävalenz mit 19-49% jedoch deutlich erhöht. In einer eigenen Studie, die in Kooperation mit zwei weiteren Krankenhäusern in London durchgeführt wurde, konnte Dr. Prasad zeigen, dass von 50 Kindern mit CF (Alter 11-17 Jahre), 17 Kinder inkontinent waren (34%). Die inkontinenten Kinder hatten eine signifikant schlechtere FEV1 und ein schlechteren BMI. Dr. Prasad empfiehlt deshalb, dass jedes pädiatrische Mukoviszidose-Zentrum sich um das offensichtlich vorhandene Problem der Inkontinenz kümmern sollte, und die Frage nach einer vorliegenden Inkontinenz zum Versorgungsstandard gehören sollte. Ferner sollte ein guter Kontakt zwischen den pädiatrischen Urologen und den Physiotherapeuten bestehen.
Im vierten Vortrag referierte Dr. S. Sawyer aus Melbourne (Australien) über Fragen aus der Sexual- und Reproduktionsmedizin bei Patientinnen mit Mukoviszidose. Auch sie zählte die Inkontinenz neben der durch Pilze bedingten Vaginitis sowie der Kontrazeption zu den wichtigsten Themen. In einer eigenen Studie gaben von 55 Mädchen zwischen 12 und 19 Jahren 49% an, mindestens ein Inkontinenz-Ereignis gehabt zu haben. Es bestand kein Zusammenhang mit der Lungenfunktion, allerdings führte die Inkontinenz bei 42% dazu, die inhalative und physikalische Therapie nicht durchzuführen, um weitere Inkontinenz-Ereignisse zu vermeiden. Ebenfalls 42% hatten noch nie mit jemanden über die Inkontinenz gesprochen. Eine andere von Dr. Sawyer präsentierte eigene Studie ergab, dass 90% der Patientinnen mindestens einmal eine Vaginitis hatten, bei 48% die Vaginitis sehr schwierig zu behandeln war und es bei 24% zu rezidivierende Pilzinfektionen der Vagina kam, insgesamt aber nur bei 33% eine mikrobiologische Diagnostik durchgeführt wurde. Aus den Ergebnissen einer weiteren in Melbourne durchgeführten Studie zur sexuellen Aktivität und Kontrazeption (77% in fester Partnerschaft, aber nur 53% benutzen Kontrazeption; 87% der Teenager und 78% ihrer Mütter hatten noch nie mit ihrem behandelnden Arzt über Kontrazeption oder Schwangerschaft gesprochen) schlussfolgerte Frau Sawyer, dass die Information der Patientinnen über sexualmedizinische Fragen eine große Herausforderung an das CF-Team stellt und in die Versorgung standardisiert integriert werden muss. Dr. Sawyer hat zur besseren Information ihrer Patienten eine Broschüre ("What they don't tell you") entwickelt, die unter
http://www.rch.org.au/cah (resources) heruntergeladen werden kann.
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