von Carmeli am 06.07.2006, 07:03
Hallo Ralf
Aus Gesprächen mit einigen jüngeren CFlern, ergibt sich das Problem, dass viele bei Bewerbungen abgelehnt werden, weil die Betroffenen nicht wissen, was in eine Bewerbung für einen Job oder eine Ausbildung hinein gehört.
Ein CFler, den ich während einer REHA kennen lernte, hatte das gleiche Problem. Er war recht depressiv. Er war arbeitslos, trotz großer Motivation. Er war nie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurden. Wie sah sein Bewerbungsschreiben aus?
Es stand darin in viel Text, dass er schwerbeschädigt ist, dass er CF hat usw.
Ich habe ihm dann erklärt, dass das darin nichts zu suchen hat. Beim Bewerbungsschreiben muss man seine beruflichen, fachlichen und schulichen Leistungen anbieten und "verkaufen". Es gehört hier nicht hinein, dass man CF hat. Man muss dem neuen Chef klar machen, weshalb er gerade "mich" nehmen soll. Das kann man nicht, wenn man zeilenlang über CF schreibt. Für den Chef hat CF keine Bedeutung, den interessiert nur der Job und dass der gut gemacht wird.
Man kann in einem letzten Satz KURZ erwähnen, dass man einen Schwerbeschädigtenausweis hat, aber das würde ich auch nur dann tun, wenn Schwerbeschädigte in dieser Branche in der ich mich bewerbe bevorzugt eingestellt werden. Dass man CF hat, sollte man auch dann im Bewerbungsschreiben nicht erwähnen. Das schreckt nur ab.
Viele wissen nicht, wann es angegeben werden muss, dass man CF und einen Schwerbeschädigtenausweis hat.
Es sollte dann angegeben werden, wenn gezielt dannach gefragt wird. Das ist entweder beim Vorstellungsgespräch der Fall (wenn hier nicht dannach gefragt wird, dann ist so etwas für den Arbeitgeber auch nicht wichtig und würde sich nur negativ auswirken, wenn man es selbst thematisiert), spätestens beim Ausfüllen der betriebseigenen Aufnahmefragebogen bzw. bei der betriebsärztlichen Untersuchung wird dannach gefragt. Dann erst muss man es erwähnen.
Vor einiger Zeit erhielt ich dann von o.g. CFler eine Mail, die sehr erfreulich war. Er schrieb mir, dass er sein Bewerbungsschreiben so verfasst hat, wie ich es ihm geraten hatte und war erfreut, dass er zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurde, was vorher nie der Fall gewesen war.
Ich denke, dass wir uns langsam klar werden müssen, dass CF (mal abgesehen von den CFlern, die gelistet sind) nicht der Mittelpunkt unseres Lebens ist.
Für viele Jugendliche besteht aufgrund der Erziehung ein großer Teil des Lebens nur aus CF. Sie wird extrem thematisiert. Es werden Ängste erzeugt, durch selbst auferlegte Verbote. So ein Jugendlicher, verliert den Blick für die reale Welt, in der er sich als Erwachsener behaupten muss. In der wirklichen Welt ist CF nur eine Krankheit von vielen. Tausende "kranke" Menschen, denken wir an die vielen Asthmatiker machen ihren Job und meistern ihr Leben. Aber bei CF scheitert es bei vielen bevor es begonnen hat.
Ich denke, dass man hier frühzeitig bahnen muss und dass man den Eltern von neugeborenen Kindern mit CF nicht primär sagen sollte, "Ihr Kind wird nicht sehr alt" sondern dass man sagen sollte, "Ihr Kind hat eine gute Change erwachsen zu werden, eine Familie zu gründen und einen Beruf zu erlernen oder zu studieren. Damit es diese Ziele erreicht, müssen wir gemeinsam einen Weg zu einer effektiven Therapie finden, auch wenn diese sehr aufwendig ist und es viele Höhen und Tiefen geben wird."
Liebe Grüße
Carmen