Nachfolgender Beitrag erschien letzte Woche in den Informationen für die Mitarbeiter im Industriepark Höchst:
Angriff auf den Schutzschild der Bakterien - Sanofi leitet Konsortium zur Erforschung von Medikamenten gegen Biofilme
Krankheitserregende Bakterien wie Pseudomonaden und Staphylokokken schützen sich mit Biofilmen vor der körpereigenen Abwehr und vor Antibiotika. Die Bakterien umgeben sich mit dem schleimartigen Biofilm, der hochpolymer und kaum zu durchdringen ist. Biofilme sind häufig auch die Ursache für den Austausch von Knie- und Hüftgelenkprothesen sowie von künstlichen Herzklappen. Biofilme können auch tödlich verlaufende Infektionen auslösen, beispielsweise Herzinnenhautentzündung oder die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Bislang gibt es kein Medikament, das Biofilme verhindern oder auflösen könnte. Daran will ein Konsortium aus fünf Partnern möglichst rasch etwas ändern: Sanofi arbeitet als Projektkoordinator mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig, dem Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) in Saarbrücken, TWINCORE, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung GmbH in Hannover, dem Institut für Organsiche Chemie (LUH) der Leibniz-Universität Hannover und den Fraunhofer-Institut für Experimentelle Medizin und Toxikologie (ITEM) in Hannover zusammen. Das Konsortium will versuchen innerhalb von drei Jahren einen ersten sogenannten Biofilm-Inhibitor in die prä-klinische Prüfung zu bringen. 7,2 Millionen Euro Forschungsgelder stehen dafür bereit, die Hälfte davon stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die andere Hälfte bringt Sanofi als Eigenleistung selbst ein.
"Allein in Deutschland stehen 100.000 Infektionen pro Jahr im Zusammenhang mit Biofilmen und belasten nicht nur Patienten, sondern gleichermaßen das Gesundheitssystem. Ein Medikament gegen Biofilme hätte folglich nicht nur großen medizinischen Nutzen, sondern zudem hohes wirtschaftliches Potenzial", erklärt Andreas Batzner von Sanofi in Frankfurt. Fündig könnten die beteiligten Wissenschaftler möglicherweise schon bald bei den Naturstoffen werden: Sanofi und das HZI verfügen zusammen über eine der größten und dafür vielversprechendsten Sammlungen an Mikroorganismen und diversen isolierten Naturstoffen. Diese sollen in einem in seiner Art einmaligen Biofilmtest bezüglich ihrer biofilmauflösenden Aktivität charakterisiert werden. Die Wissenschaftler erhoffen sich davon schnell zu Startsubstanzen zu gelangen, die sich zu klinischen Entwicklungskandidaten optimieren lassen.